Betriebswirtschaftliches Basiswissen heute wichtiger denn je
Budgetierung, knappe Gewinne, Wettbewerb und Verhandlungen mit Krankenkassen – all das gab es früher nicht. Deshalb war eine an betriebswirtschaftlichen Kriterien orientierte Praxisführung früher keinesfalls Pflicht. Dies hat sich mittlerweile geändert. Wer seine Praxis heute ohne betriebswirtschaftliche Basiskenntnisse führt, wird über kurz oder lang mit hoher Wahrscheinlichkeit in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten.
Eine gute Kenntnis der eigenen Praxisabläufe und eine ebenso gute Kenntnis der durch diese Abläufe ausgelösten Praxiskosten ist die beste Basis, um die ständig anstehenden betriebswirtschaftlichen Entscheidungen nicht aus dem Bauch heraus treffen zu müssen. Bauchentscheidungen haben zwar in vielen Bereichen durchaus ihre Berechtigung. In wirtschaftlichen Fragen kann man aber schnell daneben liegen. Besser und sicherer ist es daher, sich an Fakten zu orientieren.
Und dies ist keineswegs besonders kompliziert. Besonders wichtig ist zunächst die Erkenntnis, wo überhaupt Kosten ausgelöst werden. Es hat sich bewährt, hier drei Bereiche zu unterscheiden.
1. Die Infrastruktur der Praxis
Diese umfasst vor allem die Räumlichkeiten, das Personal und den gesamten Verwaltungsbereich. Die Kosten für diese Infrastruktur fallen in jedem Fall an, es handelt sich also um sogenannte „Eh da“-Kosten.
2. Die Arbeitszeit des Arztes
Dies ist zumeist die knappste und wertvollste Ressource in der Praxis überhaupt. Von vielen Praxisinhabern wird die eigene Arbeitszeit bei der Betrachtung der Praxiskosten jedoch nicht berücksichtigt, was zu fatalen Fehleinschätzungen führen kann.
3. Die Medizin-Technik
Je nach Fachrichtung hält jede Praxis mehr oder weniger umfangreiche Medizin-Technik vor. Diese Technik wird aber häufig nur in bestimmten Fällen, keinesfalls jedoch für jeden Patienten eingesetzt. Es stellt sich daher regelmäßig die Frage nach der Rentabilität dieser Medizin-Technik.
Jeder Praxisinhaber wird im Laufe seines Berufslebens zwangsläufig vor der ein oder anderen Fragestellung stehen, die nur mithilfe betriebswirtschaftlicher Kriterien fundiert zu beantworten ist, z.B.:
- Wird ein bestimmtes Praxis-Gerät wirtschaftlich betrieben bzw. lohnt sich dessen Anschaffung?
- Wie hoch dürfen Mitarbeiter-Prämien sein, die für bestimmte Praxis-Angebote ausgeschüttet werden sollen?
- Welchen Preis muss die Praxis mindestens von der Krankenkasse verlangen für eine besondere Diagnostik- oder Behandlungs-Kette?
Um solche Fragen auf der Basis von Fakten beantworten zu können, sollten zumindest Kostensätze für die oben aufgeführten drei Kostengruppen (Infrastruktur, eigene Arbeitszeit, wichtige Geräte) bekannt sein. Der Wert der persönlichen Arbeitszeit kann einfach mittels eines Stundensatzes hinterlegt werden. Der Kostensatz für die Praxisinfrastruktur wird ermittelt, in dem man die Gesamtkosten eines Jahres durch die gesamte Praxisöffnungszeit dividiert. Und die Kosten für die wichtigsten medizin-technischen Geräte lassen sich über Anschaffungspreis, Wartungskosten und Energie-/Materialverbrauch sowie über die kalkulierte Auslastung berechnen.
Zugegeben: Diese Vorarbeiten kosten etwas Zeit. Steht die Basis für eine solche Prozesskostenrechnung in der Praxis aber einmal, ist die Fortschreibung einfach und der Nutzen durch Transparenz und Sicherheit bei Entscheidungen enorm.
Tipp:
Wer das Thema vertiefen möchte oder Unterstützung beim Start braucht, kann sich für ein Seminar vormerken oder die relevanten Kennzahlen durch einen unserer Berater ermitteln lassen. Kontakt unter 0221 / 139 836-0 oder per Mail an info@frielingsdorf.de.