Direktverträge: Honorarsteigerungen trotz Ausgabenstopp?
Die Krankenkassen müssen sparen, Mehrausgaben sind daher derzeit nicht drin. Dennoch ist es bei intelligenter Verhandlungsführung möglich, im Rahmen von Direktverträgen höhere Honorare im ambulanten Bereich auszuhandeln, als bisher gezahlt werden.
Die Ursache für diesen scheinbaren Widerspruch ist zu finden im Finanzierungssystem des ambulanten Gesundheitssystems.
Die Krankenkassen zahlen für die ambulante Versorgung ihrer Mitglieder sogenannte Kopfpauschalen an die KVen. Über alle Kassen gemittelt liegen diese bundesweit bei rund € 430 pro Kassenmitglied und Jahr (Quelle: KBV). Für durchschnittlich € 430 schulden also die KVen und die angeschlossenen Vertragsärzte die medizinische Versorgung des Versicherten und seiner Familienangehörigen über alle Fachgebiete für ein komplettes Jahr.
Die Kopfpauschalen der verschiedenen Kassen sind dabei unterschiedlich hoch und schwanken je nach Kasse zwischen € 200 und € 550 pro Jahr. Während bspw. die AOK Berlin im Jahr 2006 rund € 416,68 pro Kassenmitglied an die KV Berlin überwiesen hat, zahlte die Barmer Ersatzkasse € 554,02. Die IKK Berlin hingegen wurde nur mit € 200,74 pro Mitglied und Jahr von der KV Berlin zur Kasse gebeten. Wohlgemerkt: Der Leistungsanspruch der bei Billigkassen versicherten Patienten ist exakt der selbe. Nur zahlen diese Kassen lediglich die Hälfte des Geldes ins System.
Auswirkungen hat diese ungleiche Höhe der Kopfpauschalen beim Abschluss von Direktverträgen. Ist der Verhandlungspartner eine Ersatzkasse, so wendet diese für den ambulanten Bereich bisher über € 500 pro Kassenmitglied und pro Jahr auf. Dies sind zwischen 10% und 30% mehr, als die KVen durchschnittlich von allen Kassen erhalten und folglich an die Vertragsärzte ihrer Region weitergeben können. Bei Vertragsabschlüssen mit Ersatzkassen kann folglich ein beträchtlicher Aufschlag für ärztliche Leistungen aktiviert werden, ohne dass es zu Mehrausgaben seitens der Krankenkasse kommt.
Die Kehrseite der Medaille ist: dieses Geld geht den KVen verloren, so dass dort Geldmenge und Punktwert weiter sinken.