Jahresrückblick
Liebe Newsletter-Abonnenten,
Ein turbulentes Jahr 2009 liegt nun fast hinter uns. Zwar lässt sich dies im Gesundheitswesen über fast jedes Jahr sagen. Ich meine aber, dass das Jahr 2009 doch noch etwas herausragt.
Da war zum einen die Einführung des Gesundheitsfonds sowie zeitgleich die Einführung der Regelleistungsvolumina. Beides hat zu erheblicher Verunsicherung geführt und sicherlich manchem Praxisinhaber nachhaltig den Schlaf geraubt. Kaum hatte sich der aufgewirbelte Staub etwas gesetzt, brachte im Herbst die Bundestagswahl einen Wechsel im Gesundheitsministerium – und damit neue Unsicherheit.
Bei alledem ist eines aber sicher: Bedeutung und Ansehen des Arztberufs werden in den nächsten Jahren eher zunehmen. Denn immer deutlicher wird, welche fatalen Konsequenzen der fehlende Nachwuchs zum Beispiel im ambulanten Gesundheitswesen haben kann. Derzeit wenden sich viele junge Kollegen aufgrund der schlechten Rahmenbedingungen von unserem Gesundheitssystem ab.
Die Folgen dieses seit einigen Jahren bestehenden Missstandes sind in vielen Regionen für die Patienten heute bereits spürbar: Auf einen Termin beim Arzt muss lange gewartet und zum Teil müssen weite Wege in Kauf genommen werden. Und auch für Praxisabgeber wird es zunehmend schwer, einen passenden Nachfolger zu finden.
Aber es besteht Grund zur Hoffnung: Die jüngsten Aktivitäten der Gesundheitspolitik deuten daraufhin, dass die Problematik und die möglichen Folgen (Versorgungsmängel) endlich erkannt wurden. Indem 2009 mehr Geld in das Gesundheitssystem gelangte, wurde ein langjähriger Abwärtstrend erstmals gebrochen.
Persönlich erscheint mir daneben jedoch wichtig, dass die Ärzteschaft weiterhin daran arbeitet, ihren Einfluss auf das regionale Versorgungsgeschehen auszubauen. Dies wäre eine Garantie dafür, dass medizinisch und wirtschaftlich sinnvolle Strukturen bewahrt und ausgebaut bzw. neu entwickelt werden. Ärztlicher Einfluss auf die regionale Versorgung droht jedoch dort verloren zu gehen, wo Kliniken und Kassen durch Fusionen und Investitionen immer stärker werden. Auf Seiten der Ärzteschaft droht hingegen eine Zersplitterung.
Unabhängig von der künftigen Struktur des Gesundheitswesens gilt daher grundsätzlich: Ärztlicher Einfluss kann in den nächsten Jahren nur erhalten werden durch Kooperationen und Zusammenschlüsse. Dabei ist es völlig unwichtig, ob vorhandene Netzwerke ausgebaut oder neue etabliert werden. Wer schon einmal an der Bildung von ärztlichen Kooperationen gearbeitet hat, weiß selbstverständlich um die Schwierigkeiten. Der mögliche medizinische und wirtschaftliche Nutzen übersteigt diese Mühen jedoch beträchtlich und die Vielfalt der heute zulässigen Kooperationsformen bietet für fast jede Situation einen gangbaren Weg.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen nun angenehme Feiertage und ein erfolgreiches und positives Jahr 2010.
Oliver Frielingsdorf